Inkluencer der Aktion Mensch #Anzeige

Als ich die Anfrage für #Inkluencer von Aktion MENSCH bekommen habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich finde es extrem wichtig, sich für Inklusion einzusetzen. Und das nicht nur, weil wir selber eine behinderte Tochter haben. Oder besser: Eine Tochter mit einer Behinderung haben. Dazu zunächst meine letzte, bewegende Erfahrung:

Ausgrenzung: Der Dolch in meinem Mutterherz

Unseren letzten Urlaub haben wir in einem Familienhotel in Österreich verbracht. Wir konnten alle richtig gut entspannen. Das Hotel hat es geschafft, jeden Gast mit seinen besonderen Bedürfnissen abzuholen. Und mit jedem Gast meine ich genauso André und mich wie Mari und ihre Geschwister.

Nach einer wunderbaren Massage einen Tag vor unserer Abreise kam ich zum sogenannten „Kinderhof“ – die Hoteleigene Kinderbetreuung –, um mit den Kindern gemeinsam Zeit bei den Tieren zu verbringen. Dabei fiel mir auf, dass drei fremde Kinder (Geschwister, wie ich nachher feststellen musste) aufgeschreckt durch die Betreuung liefen. Immer wieder jauchzten sie und rannten wie von der Tarantel gestochen vor etwas weg. Sie liefen vor unserer Tochter Mari weg. Und behandelten sie dabei wie ein Monster.

Ich muss niemandem erklären, wie tief dieser Dolch in mein Mutterherz traf. Meine Tiefenentspanntheit dank Massage war wie aus dem Nichts verflogen. Die Kinder sprachen englisch. Der Grund, warum sie die Erklärungen von Maris Geschwistern (mein Gott, bin ich stolz auf sie!) nicht verstanden.

Sofort habe ich die Sache wutentbrannt (das tat mir dann nachher auch leid) aufgeklärt. Nicht wissend, dass die Mutter der Kinder bereits hinter mir stand. Sie war distanziert und freundlich. Vielleicht auch etwas erschreckt, dass ich ihre Kinder gerade mit Nachdruck tadelte. Um meinen Schmerz zu verstecken, verlies ich ziemlich zügig und gemeinsam mit Mari den Raum.

Angst vor dem Ungewissen

Oft fragen uns Leute, wie Maris Geschwister mit der Behinderung umgehen. Unsere Kinder nehmen Mari so wie sie ist, es ist kein Thema für sie. Aber natürlich sind sie auch mit Mari (auf-)gewachsen. Genauso deren Freunde und die Kinder unserer Freunde. Fremde Kinder waren für uns eigentlich nie ein Problem. Das natürlich auch, weil Maris Behinderung bisher nicht so offensichtlich war. Mittlerweile ist sie aber sehr groß. Fast sechs Jahre alt. Sie redet nicht. Bewegt sich unkoordiniert. Trägt manchmal sogar noch einen Schnuller, sabbert und macht in eine Windel.

In diesem Urlaub musste ich also feststellen, wie hart es mich trifft, wenn fremde Kinder das Anderssein von Mari so hart strafen und sie (und damit auch ihre Geschwister) in eine so prekäre Situation bringen. Sie auslachen. Sie wie ein Monster behandeln. Sie stark ausgrenzen.

Der Vater der Kinder ist noch am selben Abend zu André gekommen und hat sich vielmals und von Herzen entschuldigt. Mit uns über unser behindertes Kind gesprochen. Den Eltern war die Situation äußerst unangenehm und sie haben ihren Kindern Mari erklärt. Über behinderte Menschen gesprochen. Das fanden wir wahnsinnig toll und das ist es am Ende auch, was Inklusion ausmacht. Denn wenn wir mit unseren Kindern über Behinderung sprechen, wenn wir Inklusion leben, wenn wir Mari am Leben teilhaben lassen und eben auch in einer „normalen“ Kinderbetreuung abgeben, dann werden Menschen mit und ohne Behinderung in Zukunft vielleicht selbstverständlicher miteinander umgehen.

Lasst uns gemeinsam für Inklusion stark machen und Vielfalt in der Gesellschaft leben. Lasst uns darüber sprechen, was Behinderung bedeutet. Was der Unterschied zwischen Krankheit und Behinderung ist. Wie wir den Alltag von Menschen mit Behinderung verbessern können. Wie wir Menschen mit Behinderung besser integrieren können. Wie man mit Menschen über Behinderung spricht.

Aktion Mensch: Das Wir gewinnt

Die Aktion Mensch ist die größte soziale Förderorganisation in Deutschland und setzt sich seit 55 Jahren für Inklusion ein. Die Mission: Menschen mit und ohne Behinderung sollen ganz selbstverständlich zusammenleben. In der Schule, bei der Arbeit oder eben im Urlaub. Mit den Einnahmen aus ihrer Soziallotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 soziale Projekte für Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche.

Mit der von Aktion Mensch ins Leben gerufene Inkluencer-Aktion soll deutlich gemacht werden, dass Inklusion etwas ist, wozu jeder seinen Beitrag leisten kann – ob mit oder ohne Behinderung.

Ich bin #Inkluencer. Lasst uns alle Inkluencer werden! Lasst uns alle Inklusion leben. Und wenn es nur bedeutet, mit den eigenen Kindern über Behinderungen zu sprechen. Oder eben in den sozialen Medien über #Inkluencer und Inklusion zu schreiben. Viele kleine Schritte zusammen genommen ergeben einen großen Einfluss.

Wortklauberei

Und zu der Wortklauberei muss (und darf ich als betroffene Mutter hoffentlich) noch etwas sagen: Euch wird aufgefallen sein, dass ich mal von unserer behinderten Tochter, mal von unserer Tochter mit Behinderung spreche. Für mich macht das keinen großen Unterschied. Mit Begriffen tun sich Menschen allerdings oft schwer, gerade wenn es um ein so sensibles Thema wie Behinderung geht.

Die politische Korrektheit hat überall Fettnäpfchen aufgestellt. Und dadurch teilweise erreicht, dass Menschen lieber gar keinen Kontakt aufnehmen aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Als betroffene Eltern sind wir natürlich in einer komfortablen Situation: Wir können es bennen wie wir wollen und wie es der Situaton gerecht wird. Unsere behinderte Tochter. Geistig behinderte Tochter. Tochter mit Behinderung. Besondere Tochter.

„Schwer geistig behindert“– das sage ich eigentlich immer, auch wenn keiner danach fragt. Weil ich – oder wir – sehr offensive Menschen sind. Wir sprechen die Dinge gerne an. Wir versuchen, den Leuten Mari zu erklären, und haben keine Scheu davor, das Wort „Behinderung“ in den Mund zu nehmen. Nicht aus Verzweiflung oder Selbstmitleid, sondern weil es so ist. Wir sind so offensiv, dass wir sogar Witzchen darüber machen. „Hurra, wir haben eine behinderte Tochter, wir müssen uns nicht an der Schlange anstellen!“ Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.

Und, klar: Nur weil ein Mensch behindert ist (oder eben eine Behinderung hat), ist er nicht gleich krank. Er kann genauso gesund sein und sich auch so fühlen. Menschen mit Behinderung leiden auch selten an der Behinderung selbst, sondern eher an den Lebensumständen. Ich kann also verstehen, wenn sich andere Eltern an Begrifflichkeiten aufhängen und es vielleicht sogar traurig finden, wenn man ihre Kinder als krank bezeichnet.

Wenn Redakteure über Angelman-Kinder schreiben, wenn vielleicht sogar ein Filmchen über unser Leben irgendwo läuft und das Wort „krank“ fällt, wird das – mit Sicherheit zu Recht – von anderen betroffenen Eltern beanstandet. Weil eine Krankheit die Möglichkeit einer Heilung offenlässt. Sie ist ein Prozess. Der genetische Zustand und die daraus resultierende Behinderung unserer Kinder aber wird sich niemals ändern. Über so etwas macht man sich aber wahrscheinlich erst tiefere Gedanken, wenn man selbst ein behindertes Kind (Kind mit Behinderung ;)) hat.

Logo der Aktion Mensch Thema InkluencerWir sollten uns also bitte nicht an Begrifflichkeiten aufhängen und lieber froh sein, dass man über Menschen mit Behinderung spricht. Denn nur so kommen wir unserem Ziel vielleicht ein kleines Stück näher: Inklusion. Dass jeder Mensch dazugehört – egal wie er aussieht, welche Hautfarbe er hat, welche Sprache er spricht, ob er krank oder behindert ist.

Let us be #Inkluencer

Auf der Webseite der Aktion Mensch könnt ihr ab sofort ein Foto mit eurem Statement zum Thema Inklusion hochladen. So bekennt auch ihr euch als #Inkluencer oder als #Inkluencerin! Alle hochgeladenen Fotos werden Teil eines großen Gesamt-Pixel-Bildes für Inklusion, das unter anderem am 3.12. – dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung – in ganz Deutschland plakatiert wird. Außerdem nehmt ihr damit an der Verlosung eines exklusiven Inkluencer-T-Shirts teil. Das T-Shirt wurde von Marian Mewes entworfen, einem Künstler mit Down Syndrom, der zusammen mit seinen Geschwistern den Blog #notjustdown betreibt.